Grüne Landtagsabgeordnete Schwarz trifft Umweltteam der Kirchengemeinde Kürnbach-Bauerbach
Kürnbach. Fair gehandelter Kaffee steht in der Thermoskanne bereit, daneben ein Kännchen Milch vom Bauernhof im Ort, dazu ein Körbchen mit fairtrade-Gebäck. Fairtrade und Regionalität gemeinsam denken – das ist hier das Motto.
Im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Kürnbach-Bauerbach haben sich Pfarrerin Ulrike Trautz sowie Sigrun und Wolfgang Grahm, alle drei Mitglieder im Umweltteam der Kirchengemeinde, um den Tisch versammelt. Ebenfalls Platz nimmt Andrea Schwarz, Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Bretten sowie Entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion Grüne im Landtag von Baden-Württemberg. Sie war sie nach Kürnbach gekommen, um sich mit der grüner Gockel-zertifizierten Kirchengemeinde über ihr Engagement v.a. im Bereich Fairtrade zu unterhalten.
„Nächstenliebe und somit Faires und Fairer Handel(n) sind originäre Aufgaben des Christentums“, findet Schwarz und erhält Zustimmung von Trautz, Grahm und Grahm. Genau deswegen setzen Sie sich, zusammen mit einem Team von über zehn ehrenamtlich Engagierten, nicht nur dafür ein, dass in den Gemeinderäumen und bei Gemeindeevents fair gehandelte Produkte konsumiert werden, sie beteiligen sich auch aktiv am Vertrieb fair gehandelter Ware vor Ort.
Angefangen habe man bereits 2006 mit der Gründung eines Umweltteams, wie Wolfgang Grahm erzählt, 2008 konnte man dann die Zertifizierung Grüner Gockel erlangen. Dieses Umweltsiegel zertifiziert ein System des kirchlichen Umweltmanagements, welche das Bewahrung der Schöpfung durch aktives Handeln als zentrale Aufgabe der Kirche sieht und in Kirchengemeinden, Verwaltungen, Tagungsstätten und Einrichtungen der Diakonie erfolgreich angewendet wird. Es umfasst sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltiges Verhalten der Gemeinden und Einrichtungen.
In diesem Rahmen gründete man im Umweltteam der Gemeinde Kürnbach-Bauerbach denn auch die Arbeitsgruppe Fairtrade. „Gestartet haben wir mit dem Verkauf von fair gehandeltem Kunsthandwerkt, welches wir als Kommissionsware bekommen und bei verschiedenen Gelegenheiten in den Wochen vor Weihnachten, vor Ostern und bei Gemeindeveranstaltungen verkaufen,“ berichten Grahms. Der Erlös wird an Hilfsprojekte vor Ort und im Ausland gespendet. Außerdem konnten bis vor Kurzem, in Zusammenarbeit mit der Bäckerei Gerweck, in ihrer Filiale im Ort, dauerhaft fair gehandelte Lebensmittel angeboten werden. Nach dem Verkauf der Bäckerei Konditorei Gerweck an die Sehne Backwaren KG besteht diese Möglichkeit nun jedoch nicht mehr. „Das ist ein großer Verlust für uns und die Einwohner Kürnbachs, die nun nirgendwo mehr in der Gemeinde faire Lebensmittel kaufen können,“ schildert Sigrun Grahm sichtlich enttäuscht die aktuelle Lage. Man suche nach neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit anderen Lebensmittelanbietern im Ort, habe aber auch schon über den Verkauf von zumindest fairem Kaffee in den gemeindeeigenen Räumen nachgedacht und träume von einem mobilen Weltladen, wie Frau Grahm weiter verrät.
„Wir bieten aber nicht nur Waren an, wir bieten auch Ideen,“ erklärt Herr Grahm ihren Anspruch, den Menschen durch verschiedene Aktionen einen Zugang zum Thema Fairer Handel zu bieten und Bewusstsein in der Gemeinde dafür zu schaffen. Woher unsere Konsumgüter kommen und welchen Wert sie haben, sei vielen überhaupt nicht klar. So nehme man beispielsweise eine Tafel Schokolade für 3€ als teuer wahr, dabei sei das einfach der echte Wert dieses Lebensmittels. „Bei einer Tafel Schokolade für 50 Cent muss irgendjemand ausgebeutet worden sein, aber wir sind diese Preise gewohnt und hinterfragen sie nicht. Somit nehmen wir mit dem Kauf nicht fairer Lebensmittel hin, dass Familien ihre Kinder arbeiten lassen müssen, um überhaupt überleben zu können. Gerade bei der Kakaobohnenernte müssen Kinder mithelfen. Und trotz aller Aufrufe, auf Kinderarbeit weltweit zu verzichten ist im Kakaoanbau die Tendenz eher steigend. Folglich sind schon Kinder unter zehn Jahren Pestiziden, Insekten- und Schlangenbissen ausgesetzt, sie verletzen sich mit den Macheten und leiden unter Rückenschmerzen. Mit dem Kauf fair gehandelter Produkte können wir das ganz einfach verhindern.“ stellt Schwarz fest. Man dürfe die Menschen aber nicht allein mit dem Thema lassen sondern müsse sich als Gesprächspartner anbieten. So könne man am ehesten ein Umdenken erwirken.
Auch Pfarrerin Trautz ist sich ihrer Verantwortung bewusst. „Die weltweite Verantwortung ist ein christlich geprägter Gedanke, man kann nicht Christ sein und dann nicht Verantwortung übernehmen“, erklärte sie ihr Engagement im Umweltteam Ihrer Gemeinde. Von Herr und Frau Grahm erhielt sie ein großes Lob bezüglich ihrer Unterstützung der Fairtrade Arbeit. Sie sei nicht nur tatkräftiges Mitglied im Umweltteam, sondern erkläre auch regelmäßig und klar die Bedeutung und Notwendigkeit des fairen Handelns in ihren Predigten. „Es ist mir wichtig, vor Ort etwas zu bewegen und die Welt dabei im Blick zu haben,“ bekräftigte sie.
MdL Andrea Schwarz zeigte sich tief beeindruckt und dankbar für das Engagement des Ehepaars Grahm, der Pfarrerin Trautz sowie der gesamten Kirchengemeinde. Sie versprach, gerne zu ihrer nächsten Aktion, im Rahmen des Naturparkmarktes Kürnbach, am 28. Oktober, zu kommen und die Bemühungen um neue Verkaufsmöglichkeiten fair gehandelter Lebensmittel in Kürnbach zu unterstützen.
Ferner betonte die entwicklungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag die Bedeutsamkeit der Kirche in der entwicklungspolitischen Arbeit. „In Baden-Württembergs Partnerland Burundi gibt es zum Beispiel zahlreiche Graswurzelprojekte, die von kirchlichen Einrichtungen getragen werden. Sie leisten einen unbezahlbaren Beitrag für die Verbesserung der Lage vor Ort.“ Auch lobte sie das schnelle und professionelle Reagieren der Kirchengemeinden in der Flüchtlingskrise. Schneller als vom Staat sei von den Gemeinden vor Ort praktische Hilfe geleistet worden, und noch immer sei das ehrenamtliche Engagement Vieler essentiell in der Integrationsarbeit der Kommunen.