6.00 Uhr Abfahrt von Oberderdingen nach Esslingen
7.00 Uhr Ankunft in Esslingen, Harald Weith nimmt mich in Empfang und zeigt und erklärt mir den Rettungswagen, stellt mir den heutigen Fahrer Jörg vor. Doch bevor wir damit fertig sind, müssen wir schon raus zum ersten Einsatz, eine an MS erkrankte Frau leidet unter starker Übelkeit und Apathie. Nachdem wir am Wohnhaus angekommen sind, und wohl oder übel vor einer Garage parken müssen, weil sonst kein Platz zu finden ist, kommen vom Balkon die ersten Pöbeleien, wir sollten die Garage nicht zuparken. Pöbeleien obwohl wir mit Signal angefahren waren, ich kann es nicht fassen und bewundere die Gelassenheit der beiden Rettungsassistenten. Nach der Übergabe der Patienten im Krankenhaus Esslingen, kommt sofort der nächste Einsatz. Notruf aus Dresden! Eine Frau aus Dresden kann ihre Schwester in Esslingen nicht telefonisch erreichen und macht sich Sorgen. Als wir am Einsatzort ankommen, warten schon Polizei und Feuerwehr, ruck-zuck hat die Feuerwehr die Türe aufgemacht und wir finden eine desorientierte gestürzte Frau, die ebenfalls gleich in Krankenhaus verbracht wird. Schon im Krankenhaus der nächste Einsatzalarm, eine kleiner Junge ist im Schwimmbad gestürzt und hat sich eine blutende Wunde zugezogen. Wir verbringen ihn mit Vater und Schwester ins Krankenhaus, wahrscheinlich hätte es auch ein Pflaster der Bademeisterin getan! Schon geht es weiter, ein Intensivtransport vom Krankenhaus Esslingen in die Filderklinik. Hier bin ich wirklich entsetzt, mit welchen Mitteln Notarzt und Rettungsdienstler arbeiten müssen. Es gibt keine Intensivtrage, das heißt die ganzen Schläuche und Kabel müssen irgendwie an der Trage befestigt werden, liegen auf dem Bauch und zwischen den Beinen des bewusstlosen Patienten. Beim kleinsten Auffahrunfall gäbe es hier ein Wirrwarr, das schnell lebensbedrohlich für den Patienten sein kann. Eine Intensivtrage wäre sicherlich für alle eine sinnvoll Investition. In der Zwischenzeit ist es nach 14.00 Uhr, brütend heiß und wir haben seit Einsatzbeginn weder gegessen noch getrunken, weil wir ständig unterwegs sein mussten. Doch jetzt 14.30 Uhr gibt es ein schnelles Mittagessen, bevor es gleich weiter zu einem Unfall geht, wo jedoch niemand schwer verletzt wurde, danach wird ein Feuer gemeldet, Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten laufen umher und löschen aufeinanderliegende Bahnschwellen, die unter einer Brücke liegen. Danach kurzer Besuch auf der Leitstelle. Ich bin beeindruckt. Und weiter zu einem alten Mann, bei dem der Verdacht auf Herzinfarkt besteht, kaum ist er im Krankenhaus, kommt der nächste ähnliche Fall. Ich muss feststellen, Harald und Jörg haben außer der kurzen Mittagspause, ununterbrochen zu tun und ich bin schon recht geschafft. So zieht sich der Tag bis fast 20.00 Uhr hin, wir mussten noch eine Patientin ins Katharinenhospital bringen, da kann man nicht mittendrin umdrehen, nur weil 19.30 Uhr und eigentlich Dienstschluss ist, sondern muss die Fahrt zu Ende bringen.
Fazit: Ich bin froh, diese Schicht mitgefahren zu haben, nur so habe ich die tatsächliche Herausforderung des Rettungsdienstes wahrnehmen können. Ein Dienst, der nicht nur stark psychisch, sondern auch körperlich beansprucht. Unserer Gesellschaft sollte dieser Dienst mehr wert sein, eine angemessene Bezahlung ist das Mindeste, was wir tun können. Menschen, die im Rettungseinsatz arbeiten, sollen bis 67 arbeiten, wie das gehen soll, ist mir schleierhaft, deshalb muss ein Konzept erarbeitet werden, wie Rettungsdienstler, die einfach körperlich nicht mehr in der Lage sind, ihren Beruf auszuüben, qualifiziert, weitergebildet werden, um weiterhin arbeiten zu können und nicht auf Hilfsjobs angewiesen sind. Auch werde ich mich dafür einsetzen, dass die Arbeit erleichtert wird, indem man die Ausstattung auf den neuesten Stand der Technik und Wissenschaft bringt, sei es mit Einziehhilfen für die Tragen, Intensivtragen oder einen Lucas, einer mechanischen Reanimationshilfe. Es bleibt festzuhalten, die Menschen, die im Rettungsdienst arbeiten, verdienen unser aller Respekt und Anerkennung, sie leisten einen ungemein wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, der viel zu wenig Anerkennung findet.