Abgeordnete Andrea Schwarz (Grüne) besucht Familienpflegeeinrichtung Belzer in Oberderdingen.
Wie auch im letzten Jahr absolvierte die grüne Abgeordnete ein Pflegepraktikum. Angeboten wurde es von der bpa –Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V., um den Abgeordneten einen Einblick in die Arbeit sozialer Pflegedienste zu ermöglichen. Nachdem sich Schwarz im letzten Jahr über die ambulante Altenpflege in Bretten informiert hatte, stand nun die Familienpflege an.
Waltraud Belzer, die Chefin des Dienstes aus Oberderdingen, informierte die Abgeordnete über den gesellschaftlichen Status der Familienpflege und bedauerte, dass vielen Familien diese von den Krankenkassen bezahlte Unterstützung oftmals gar nicht bekannt sei und dies obwohl es Familienpflege schon seit 50 Jahren gebe. „Trotz unserer großen Öffentlichkeitsarbeit wissen viele Betroffene und Beteiligte nicht Bescheid, dass es diese wertvolle Hilfe gibt und wie Familien sie erhalten können“, so Belzer. Dabei ist die Familienpflege im §38 des SGB V und im §24 SGB V geregelt und wird dort als „Haushaltshilfe“ bezeichnet. Wie sich Schwarz überzeugen konnte, leistet die Familienpflege weit mehr als nur Entlastung im Haushalt. „Wir übernehmen die Aufrechterhaltung der Kinderversorgung und des Haushalts und betreuen vom Säugling bis zum Teenager, bereiten Mahlzeiten zu, egal ob sich die Familie vegetarisch oder vegan ernährt, wir erledigen sämtliche Aufgaben von Einkäufen bis zur Wäschepflege“, erklärt Belzer. Zum Einsatz kommen die Familienpflegerinnen, wenn die Mutter ausfällt, sei es durch eine Risikoschwangerschaft, bei einem Krankenhaus- oder Kuraufenthalt, bei ambulanter Behandlung der Mutter oder bei Begleitung eines erkrankten Kindes im Krankenhaus, damit die Geschwisterkinder zu Hause weiter versorgt werden.
Die Abgeordnete zeigte sich begeistert, mit wie viel Einfühlungsvermögen die Familienpflegerinnen vor Ort vorgehen, davon konnte sie sich beim Besuch einer Familie, in welcher die Mutter vier Wochen strenge Ruhe wegen einer komplizierten Knieoperation verordnet bekommen hatte, überzeugen. „Das ist gut angelegtes Geld der Krankenkassen“, so Schwarz, denn „ohne die tägliche Familienpflegerin könnte der Genesungsprozess und somit auch der Heilungserfolg nicht gewährleistet werden.“ Dass die Mütter nicht aktiv von Ärzten auf die Möglichkeit dieser notwendigen Hilfe aufmerksam gemacht werden, konnten sich weder die Familienpflegeeinrichtungen noch die Abgeordnete erklären. „Hier besteht Handlungsbedarf in Form einer breit angelegten Öffentlichkeitskampagne“, stellt Schwarz fest. „Unsere Arbeitswelt hat sich verändert, der Wohnort wird nach dem Arbeitsstandort ausgerichtet, oftmals fehlt die Oma, die in früheren Zeiten bei Erkrankung der Mutter eingesprungen ist. Wenn dann Hilfe erst mühsam im Netz gesucht werden muss, stellt dies eine zusätzliche Belastung der Familie in dieser ehe schon schwierigen Situation dar.“
Natürlich wurde das Praktikum nicht ohne Verbesserungsideen von Frau Belzer beendet: „Wir wünschen uns die staatliche Anerkennung des Berufs in der Familienpflege, dies sollte im Gesetzestext verankert werden, ebenso sollten die Familienpflegebetriebe in die Pflegelisten der Krankenkassen und auf den Homepages der Kommunen aufgenommen werden, auch sollte die Vergütung für diese gesellschaftlich wichtige Arbeit erhöht werden.“ Anliegen, welche die Abgeordnete nachvollziehen und dementsprechend unterstützen kann. „Ich bin gerne bereit, mich für Ihre Vorschläge einzusetzen, wir dürfen nicht nur in Sonntagsreden, die Wichtigkeit von Familien hervorheben, sondern müssen Taten folgen lassen, indem wir zum Beispiel Einrichtungen wie die Familienpflege optimal ausstatten“, so die Abgeordnete.