Andrea Schwarz MdL im persönlichen Gespräch mit den Besucherinnen und Besuchern des Landtags aus ihrem Wahlkreis Bretten. Foto: Nagel

Andrea Schwarz MdL im persönlichen Gespräch mit den Besucherinnen und Besuchern des Landtags aus ihrem Wahlkreis Bretten. Foto: Nagel

Mit Offenheit und badischem Zungenschlag

 

Grünen-Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz empfängt Interessierte aus Brettener Wahlkreis

Abstimmung unterbricht Fragerunde

Bretten/Stuttgart (snag). Gerade wollte Andrea Schwarz, Landtagsabgeordnete der Grünen aus dem Wahlkreis Bretten, es sich auf den schwarzen Stühlen des Konferenzsaales gemütlich machen. Mit einer routinierten Bewegung legte sie ihre schwarz-umrandete Brille ab und strahlte zufrieden in die Runde. „Frau Schwarz, Sie müssen jetzt leider zu der namentlichenAbstimmung“, unterbrach ihr Assistent das Gespräch, noch bevor es beginnen konnte. Denn an diesem Tag sollte bei der Plenarsitzung über den Antrag, einen Antisemitismus-Beauftragten einzusetzen, abgestimmt werden.
Kurz flog ein Schatten der Enttäuschung über die erwartungsvollen Gesichter der Sulzfelder Landfrauen, deren männlicher Begleitung und den Brettener Vertreterinnen des Zonta-Clubs Bruchsal. Sorgfältig hatten einige von ihnen schon ihre Notizen zurechtgelegt. Manche wollten der Landtagsabgeordneten entlocken, ob das Mandat bei der Grünen-Politikerin noch gut aufgehoben ist. Eine Verantwortliche löste die Anspannung, denn die Abstimmung sollte alphabetisch stattfinden. „Dann hab ich ja noch Zeit“, freut sich die Abgeordnete Schwarz.

Ohne weiteres Zögern sprudeln die Fragen an Schwarz nur so aus den neugierigen Gästen. Um Stuttgart 21 ging es, das Dieselfahrverbot, den Klimaschutz, die Frauenquote und um die Herausforderungen kostengünstige, aber dennoch anspruchsvolle Plätze in Kindertagesstätten einzurichten.

Mit einer entwaffnenden Offenheit und badischem Zungenschlag, den die Zuhörer verständnisvoll begrüßten, stellte sich Schwarz jeder Frage ohne rhetorisch auszuweichen. Sie erklärte, wie herausfordernd die Konsensfindung in der Politik oft sein kann. Obwohl die Grünen die größte Fraktion im baden-württembergischen Landtag bilden, scheiterten manche Konzepte schon in den Kinderschuhen.

Eine kleine Zornesfalte huschte über die Stirn der Politikerin, als sie andeutete, wie politische Entscheidungen auf Basis voreingenommener Gutachten der Automobilindustrie gefällt würden. Auch über die Explosion der Kosten und die Entwicklung des Bahnhofs S21 zeigte sich Schwarz weniger glücklich und zitierte ihren Grünen-Kollegen und Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann; der Bau sei demokratisch legitimiert, egal wie groß die Defizite des Vorhabens seien. Doch es gibt auch politische Anliegen, bei denen es scheinbar gelinge, entschieden nach
vorne zu gehen. „Ich bin eine Verfechterin der Frauenquote, und es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass Frauen selbstbewusster werden, sich auch verantwortungsvolle Aufgaben zuzutrauen.“ Zwar jährt sich das Frauenwahlrecht dieses Jahr zum 100. Mal, nichtsdestoweniger würden Frauen laut Schwarz immer noch strukturell benachteiligt.

Ein zustimmendes Raunen ging durch den Saal. Der Funke entflammte, und eine leidenschaftliche Diskussion überdeckte die kurze Abwesenheit der Abgeordneten, um der Abstimmung beizuwohnen.

„Just im richtigen Moment war ich zur Abstimmung da“, ließ Schwarz die Runde wissen. Sie gab zu, dass sie zu Beginn der Legislaturperiode oft überfordert war mit der Fülle an Terminen. Heute wisse sie, dass sie es nicht allen recht machen könne. „Lieber nehme ich mir die Zeit für weniger Termine und bin dann mit meiner ganzen Aufmerksamkeit dabei.“

In geschlossener Abneigung bewertete man den Auftritt der AfD-Fraktion bei der Plenardebatte zur Einsetzung eines Antisemitismus-Beauftragten. Während Ministerpräsident Kretschmann eine Vision und den Wunsch „einer blühenden, jüdischen Kultur in Baden-Württemberg“ aufzeichnete, warfen AfD-Abgeordnete mit Worten wie „Schuldkult“ um sich. Worte, die an Kretschmann lautlos abprallten.

Umso aufregender für die Reisegruppe war, dass Kretschmann nach dieser Rede beim gemeinsamen Mittagessen mit Schwarz nur wenige Meter von ihnen entfernt saß.
Aber den Ministerpräsidenten anzusprechen, das traute sich, trotz aufgeregtem Flüstern, allerdings niemand. „Das ist doch mal wirklich Landespolitik hautnah.

Was für eine großartige Gelegenheit“, lautete der Kanon der eifrig diskutierenden Besucher aus dem Wahlkreis von Andrea Schwarz auf dem Weg zur abschließenden Führung im Haus der Geschichte.

Brettener Nachrichten vom 09.03.18, Sabrina Nagel

Andrea Schwarz im persönlichen Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern aus ihrem Wahlkreis Bretten und Betreuungswahlkreis Bruchsal. Foto: Nagel Die gesamte Besuchergruppe der Landtagsfahrt vor dem Landtagsgebäude in Stuttgart. Foto: Nagel Beim Besuch des Hauses der Geschichte am Nachmittag, nach dem Besuch des Landtags, Abgeordnetengespräch und Mittagessen mit Andrea Schwarz MdL. Gespannt lauschen die Teilnehmer der Führung über Frauengeschichten aus Baden-Württemberg. Foto: Nagel