Laien können im Internet Fundorte in der Region für die eingewanderte Gottesanbeterin melden
Bruchsal-Untergrombach. Fast jeder, der im Naturschutz der Region etwas zu sagen hat, war am Mittwochnachmittag zu einem von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und dem Umweltministerium gemeinsam organisierten Pressetermin auf dem Michaelsberg gekommen. „Der Michaelsberg ist einer der artenreichsten Orte der Region“, begrüßte Bruchsals Bürgermeister Andreas Glaser die Gäste. Eine dieser Arten hatte auch den Staatssekretär im Umweltministerium, Andre Baumann, und LUBW-Präsidentin Eva Bell auf den Berg gelockt.
Es ging um die Gottesanbeterin, ihre Ausbreitung und eine relativ neue Methode, mit der die LUBW mit dem Ministerium die Ausbreitung dieser Heuschreckenart verfolgen will. „Wir haben auf unserer Internetseite eine Meldeplattform für die Gottesanbeterin eingerichtet“, so Eva Bell. Innerhalb eines Jahres hätten die Bürger auf der Plattform 767 Mal einen Fundort des bis zu 7,5 Zentimeter langen Insektes gemeldet und so gezeigt, dass die aus dem Süden eingewanderte Gottesanbeterin vom Klimawandel profitiert.
Ganz so neu ist die Suche mit Hilfe von interessierten Laien übrigens dann doch nicht. Bereits vor elf Jahren rief die BNN nämlich auf Wunsch des Karlsruher Gottesanbeter-Spezialisten, Reinhard Ehrmann, ihre Leser dazu auf, Fundorte des auffälligen Insektes zu melden. Schon damals ergab sich, dass die Gottesanbeterin im ganzen Landkreis Karlsruhe verbreitet ist. Inzwischen hat die LUBW auch für Laubfrosch, Feuersalamander, Hirschkäfer und Weinbergschnecke Meldeplattformen eingerichtet. Citizen Science (Bürger-Wissenschaft) nennt sich im englischen Sprachgebrauch diese Form des Datensammelns. „Die Behörden haben nicht so viele Mitarbeiter, dass wir die genaue Verbreitung jeder Art untersuchen könnten“, erklärte Bell, warum der Naturschutz gerne auf die Daten zurückgreift.
Und auch Andre Baumann setzt große Hoffnungen in verschiedene Citizen Science Projekte. „Schließlich ist uns erst durch die Daten, die naturwissenschaftlich interessierte Laien in Nordrhein-Westfalen gesammelt haben, der ganze Umfang des Insektensterbens bewusst geworden“, betonte der Umwelt-Staatssekretär. Um den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen investiert die Landesregierung Baden-Württemberg auch Geld. „Allein im Jahre 2018 und 2019 geben wir 36 Millionen Euro aus“, so Baumann.
Abschließend zeigte der Leiter des Sachgebietes Artenschutz der LUBW, Michael Waitzmann, in einem Rundgang über den Michaelsberg nicht nur den typischen Lebensraum der Gottesanbeterinnen, sondern präsentierte ihnen auch noch zwei lebende Exemplare.
Internet
http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/ meldeplattformen#Gottesanbeterin
Quelle: Badische Neueste Nachrichten | Hardt | AUS DER REGION | 03.08.2018 | Autor: Franz Lechner







