“Nicht nur die Rohstoffe, sondern auch die Mülldeponien werden uns knapp”

Andrea Schwarz MdL thematisierte den ökologischen Aspekt der Nachhaltigkeit im Kino in Bretten

Bretten. Welchen Bezug haben wir heute zu unseren Dingen und wie hat sich dieser Bezug in den letzten Jahren und Jahrzehnten geändert? Diese Frage stellt die Protagonistin des Films „Kommen Rührgeräte in den Himmel?“ mehrfach sich selbst und Anderen. Einem Töpfer zum Beispiel, auch einem Ökonomen, einer Betreiberin eines Recyclinghofes und einem Professor für Dogmatik. Und unweigerlich stellt sich auch der Zuschauer die Frage, beginnt über seinen eigenen Bezug zu (seinen eigenen) Dingen nachzudenken.

Das war wohl auch die Intention der Landtagsabgeordneten Andrea Schwarz, die am Montagabend im Kinostar Bretten den Film im Rahmen ihrer Veranstaltung über den ökologischen Aspekt von Nachhaltigkeit zeigte.

Nachhaltigkeit ist ein großes Thema in der Gesellschaft, es wird viel darüber geredet, aber viel zu wenig gemacht, findet die Grünen-Politikerin. Und genau deswegen organisierte sie eine ganze Veranstaltungsreihe über Nachhaltigkeit. Über den sozialen Aspekt von Nachhaltigkeit wurde bereits letzte Woche gesprochen, der wirtschaftliche Aspekt wird kommenden Dienstag, den 11.12. im Bürgerbahnhof in Sulzfeld zusammen mit Sven Giegold, Spitzenkandidat der Grünen zur Europawahl 2019, thematisiert werden.

Der ökologische Aspekt der Nachhaltigkeit ist der bereits am längsten beachtete. Die Idee der Nachhaltigkeit kommt aus der Forstwirtschaft. Schon 1713 setzte der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz um, dass nicht mehr Holz geschlagen wird als nachwächst. „Von Carlowitz hat mit der Reflektion, dass heutiges Handeln Konsequenzen in der Zukunft hat und dass man diese beeinflussen kann, in meinen Augen historisches bewegt“ bekennt Schwarz. Erst Anfang der neunziger Jahre fügte man dem Konzept soziale und ökonomische Prinzipien hinzu. Seitdem herrscht Einigkeit darüber, dass nachhaltige Entwicklung nur im Dreiklang aus ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielen zu erreichen ist.

Auch der Film greift alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit auf, der Fokus liegt jedoch auf der ökologischen Dimension. „Die Welt ist so voller Müll. Uns werden nicht nur die Rohstoffe knapp, sondern vor allem die Müll-Deponien. Ein Zuwachs an Stofflichkeit und Verbrauch von energetischen Ressourcen verbietet sich allein aus dem Aspekt der massiven Vermüllung“, gibt Jörg Petruschat, Philosoph und Professor für Theorie und Geschichte des Designs an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, im Film zu Bedenken. Warum werfen wir achtlos Dinge weg? Warum geben wir uns heute so wenig Mühe, etwas zu reparieren? Wie kann es sein, dass heutzutage so viele Produkte hergestellt werden, die weder langlebig, noch reparierbar sind?

Diese im Film aufgeworfenen Fragen diskutierte die Brettener Abgeordnete anschließend mit dem vom eben Gesehenen sichtlich berührten Publikum. Die Liste der namentlich Begrüßten allein schon war lang, das Thema bewegt die Menschen. Man müsse, um ein langlebiges Produkt zu haben, eben auf Qualität setzten und dafür auch mal mehr Geld ausgeben, meinten einige Besucherinnen und Besucher. Andere formulierten Bedenken, und vertraten die Meinung, dass nachhaltige Produkte ein Luxusgut seien, die sich nur die gehobene Bevölkerungsschicht leisten könne. Eine Dame widersprach und meinte, das einmalige Investieren in etwas qualitativ Gutes (und somit meist teures) rechne sich auf die Dauer fast immer. Denn Billigware ginge oft kaputt und die Kosten für Reparaturen und Neukäufe kämen einem unterm Strich dann sogar teurer. Bei Kleidung könne man auf hochwertige Secondhandware setzen, brachte die Abgeordnete ein.

Besonders bewegte das Publikum der im Film formulierte Gedanke, man müsse den Dingen wieder mehr Wertschätzung entgegenbringen, auch im Sinne von Respekt für die Person, die das Produkt hergestellt hat. Das führe vielleicht zu einem nachhaltigeren Umgang mit Dingen. Bei der Frage, wie es denn nun gelingen könne, alle Menschen zu einem Umdenken zu gewinnen, sah man eine große Aufgabe für die Bildungspolitik. Schwarz wusste hier zu berichten, dass man bereits in der letzten Legislaturperiode unter grün-rot drei Leitperspektiven im Bildungsplan verankert habe, eine davon ist die Bildung zur nachhaltigen Entwicklung. Dies gälte es nun an den Bildungseinrichtungen umzusetzen.