Spritzen und Tasche mit Medikamenten

Umsetzung der Vorabdelegation im Land

Vor etwas über einem Jahr wurden in Baden-Württemberg die Regelungen zur Vorabdelegation heilkundlicher Maßnahmen an Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter veröffentlicht. Durch die Vorabdelegation werden die Mitarbeitende auf den Rettungswagen im Land in die Lage versetzt, notwendige heilkundliche Maßnahmen auch dann zu ergreifen, wenn kein (Not-)Arzt an der Einsatzstelle ist. Diese sind in etwa die Gabe von Schmerzmitteln nach Verletzungen oder die Gabe von Medikamenten bei einer akuten Atemnot.

Andrea Schwarz, Sprecherin für Bevölkerungsschutz und Rettungsdienst der Fraktion Grüne, hatte jüngst beim Innenministerium nachgefragt, wie die Umsetzung in den Rettungsdienstbereichen vor Ort ein Jahr nach Einführung läuft. Die Rückmeldung des Ministeriums ist dabei positiv: Die Hilfsorganisationen und die privaten Rettungsdienste arbeiten überall im Land an einer zügigen Umsetzung. Zwar wird es noch dauern, bis alle im Mitarbeiter:innen entsprechend weiterqualifiziert sind, aber die Fortbildung des Personals schreitet nach Auskunft des Ministeriums gut voran.

„Mit der Vorabdelegation nutzen wir nun endlich die hohe Kompetenz des Personals auf den Rettungswagen. Schließlich haben die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter den richtigen Umgang mit verschiedensten Notfällen drei Jahre lang erlernt.“ kommentiert Andrea Schwarz die Antwort des Innenministers. Sie unterstreicht die Wichtigkeit damit, dass dies ja nicht nur den Patientinnen und Patienten zu gute kommen würde, „was für uns abseits von juristischen oder standesrechtlicihen Fragen immer an erster Stelle stehen muss“, so Schwarz. Aus Sicht der Abgeordneten trägt dies aber auch dazu bei, das Berufsfeld attraktiv zu halten, was angesichts eines zunehmenden Fachkräftemangels ebenfalls von Bedeutung ist.

„Seit ich im Landtag bin, kämpfe ich dafür, dass die Notfallsanitäter:innen mehr Kompetenzen erhalten“, so Schwarz. „Das Land hat nun die Voraussetzungen geschaffen und die Umsetzung ist gut angelaufen. Aus der Selbstverwaltung ergibt sich die Verantwortung an die Hilfsorganisationen, die letzten weißen Flecken rasch zu schließen.“ Im zweiten Schritt ist es dann notwendig, den Notarztkatalog zu überarbeiten und festzulegen, welche Einsätze von den Notfallsanitäter:innen gänzlich alleine abgearbeitet werden können. „Gerade bei Koliken oder einfacheren Verletzungen, bei denen es vor Ort nur um eine Schmerzbekämpfung geht und im Anschluss ohnehin eine Behandlung im Krankenhaus notwendig ist, kann ich mir das sehr gut vorstellen.“ Damit können aus Sicht der Grünen-Abgeordneten Notärzt:innen auch entlastet werden.

Alle Maßnahmen würden von verantwortlichen Ärztinnen und Ärzten bei den Organisationen eng begleitet und ausgewertet. Dort wo notwendig, werden die Einsätze mit dem beteiligten Personal nachbesprochen. Allerdings, so das Ministerium, gab es bisher keine negativen Rückmeldungen, weder von einzelnen Patientinnen oder Patienten, noch von Verbänden. Zudem konnte im Dialog zwischen der Landesebene und den Akteuren vor Ort wenig aufgetretene Fragen zur Umsetzung geklärt werden und so einheitliche Maßnahmen im ganzen Land umgesetzt werden.

Durch die Ampel-Koalition im Bund wurde zudem vor einigen Monaten das Betäubungsmittelgesetz dahingehend geändert, dass auch Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter jetzt auf hoch wirksame Schmerzmittel zugreifen können. „Dafür habe ich mich viele Jahre stark gemacht“, so die Abgeordnete, „Bisher ist die Auswahl des Medikaments auch von formal-juristischen Fragen geleitet gewesen, das kann ja nicht sein.“ Dabei sind Schmerzmittel wie Fentanyl oder Morphin nicht nur wirksamer sondern haben auch weniger Wechsel- und Nebenwirkungen etwa bei Patientinnen und Patienten mit Herzerkrankungen wie die bisher möglichen Medikamente. „Ich danke unserer GRÜNEN Bundestagsfraktion, allen voran unserem gesundheitspolitischen Sprecher Janosch Dahmen, dass das auf den Weg gebracht wurde. Wir müssen jetzt zügig an der Umsetzung in Baden-Württemberg arbeiten.“, so ihre Bitte in Richtung der Hilfsorganisationen und des Ministerium.

Über den Abgeordneten-Brief und die Reaktion des Ministeriums berichtete auch die BNN: https://bnn.de/nachrichten/baden-wuerttemberg/notfallsanitaeter-sollen-im-einsatz-mehr-kompetenzen-bekommen